Montag, 7. Juni 2010

Vitamin C zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten und Krebs?

Allgemein:

Vitamine sind organische Verbindungen, die für lebenswichtige physiologische Funktionen im Körper essentiell sind, vom Körper aber größtenteils nicht selbst synthetisiert werden können. Deshalb müssen Vitamine über die Nahrung zugeführt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zum Beispiel für Gesunde eine Tagesdosis von 100 mg Vitamin C. Eine ausgewogene Ernährung gewährleistet diese Dosis im Allgemeinen. Ob höhere Dosen an Vitamin C förderlich für die Gesundheit sind, oder sogar schädlich ist umstritten. Dieser Artikel soll sich mit der Prävention von Erkältungskrankheiten und Krebs mit Vitamin C beschäftigen.


Das Vitamin C ist Ascorbinsäure, eine viniloge Carbonsäure, die wie der Name verrät säurecharakter besitzt (mit einem pKs von 4,25 sogar stärker sauer als Essigsäure). Darüber hinaus ist Vitamin C durch die Endiol-Struktur (zwei enolische Hydroxylgruppen) leicht zur Dihydroascorbinsäure (DHA -> siehe Bild) oxidierbar. Es wird also im Körper bevorzugt oxidiert und schützt dadurch körpereigene Zellbestandteile vor Oxidation. Vitamin C ist also ein Antioxidans. Physiologisch bedeutend ist auch die Funktion der Ascorbinsäure als Cofaktor für die Enzyme Prolylhydroxylase und Lysylhydroxylase. Die Enzyme dienen der Herstellung von Hydroxyprolin und Hydroxylysin, die wichtige Ausgangsstoffe für die Kollagensynthese im Körper sind. Kollagen ist ein Strukturprotein das Hauptsächlich im Bindegewebe vorkommt. Durch Mangel an Vitamin C kann Kollagen also nicht aufgebaut werden. Diese Mangelerkrankung nennt man Skorbut. Diese Krankheit, die früher oft bei Seefahrern aufgrund von Mangel an Vitamin C-haltigen Nahrungsmitteln auf See verbreitet war, hat mit dem Erkennen eines Schiffsarztes 1754, dass Vitamin C-reiche Zitrusfrüchte die Krankheit verhindern, ihren Schrecken verloren.



Vitamin C zur Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten:
Oft nehmen Menschen Vitamin C in der Hoffnung ein, Erkältungskrankheiten vorzubeugen, oder zu therapieren. Eine neue Meta-Analyse der Cochrane Collaboration beschäftigt sich genau mit diesem Thema. Es wurden nur Studien berücksichtigt, bei denen mindestens 200 mg zusätzlich zur normalen Ernährung eingenommen wurde. Die hochwertige Analyse kommt zum Schluss, dass prophylaktisch eingenommenes Vitamin C in der normalen Bevölkerung die Dauer einer Erkältung lediglich um durchschnittlich 8% gegenüber einer Placeboeinnahme reduziert. Bei Kindern ist der Effekt stärker. Im Schnitt leiden Kinder 13% kürzer an einer Erkältung, wenn vorbeugend Vitamin C eingenommen wird. Leider zeigte sich bei der Normalbevölkerung keine Reduktion des Auftretens an Erkältungen durch Vitamin C-Prophylaxe. 5 Studien, die den Einfluss von Vitamin C auf Menschen, die schwerer Belastungen ausgesetzt sind (Marathonläufer, Skifahrer), untersuchten, zeigten aber, dass bei dieser Bevölkerungsgruppe ein deutlicher Effekt von Vitamin C zu erkennen ist. So reduzierte sich bei ihnen das Risiko eine Erkältung zu bekommen um etwa 50%. Ein besserer Effekt war auch bei Studien zu sehen, die mit höheren Dosen an Vitamin C (1-2g) durchgeführt wurden.

Der Verlauf einer Erkältung hat bei allen Bevölkerungsgruppen durch prophylaktisch eingenommenes Vitamin C einen signifikant niedrigeren Schweregrad. Es konnte auch gezeigt werden, dass eine Einnahme von Vitamin C erst während der Erkältung keinen signifikanten Einfluss auf den Verlauf der Krankheit besitzt.

Fazit: Vitamin C verkürzt, wenn man es prophylaktisch einnimmt die Dauer einer Erkältung. Kinder profitieren mehr davon als Erwachsene. Menschen, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, oder an Erkältungen lang und stärker leiden, hilft Vitamin C vorbeugend deutlich besser, auch um das Auftreten einer Erkrankung zu reduzieren. Höhere Dosen Zeigen einen besseren Effekt als niedrige. Die Einnahme erst während der Erkältung hat keinen positiven Einfluss auf die Krankheit.


Vitamin C zur Vorbeugung gegen Krebs:
Die antioxidative Wirkung und damit die Radikalfängereigenschaften von Vitamin C, führen zu der Überlegung, dass es auch prophylaktisch gegen Krebserkrankungen eingesetzt werden kann. Freie Radikale im Körper sind eine mögliche Ursache für DNA-Schäden, die zu Mutationen des Genmaterials und damit zu Krebs führen können. Trotz der schlüssigen Theorie konnten bisher keine großen Studien zeigen, dass eine regelmäßige Vitamin C-Einnahme das Krebsrisiko reduziert. So zeigte eine placebokontrollierte Doppelblindstudie an 864 Probanden mit täglich 1g Vitamin C oder Placebo, dass keine signifikante Risikoreduktion an kolorektalen Adenomen zu erkennen ist. Diese Adenome sind eine gut zu diagnostizierende Vorstufe von Dickdarmkrebs.
Andere Antioxidantien wie Vitamin E und beta-Carotin zeigten in der Studie auch keinen signifikanten Effekt. Im Falle von Dickdarmkrebs weiß man, dass eine balaststoffreiche Ernährung zu seltenerem Auftreten dieser Krebsart führt. Vitamine in Früchten sind also nicht für das seltenere Auftreten von Dickdarmkrebs verantwortlich. Denkbar ist, dass schädliche Substanzen aus Nahrungsmitteln durch Ballaststoffe kürzere Kontaktzeiten zum Darmepithel haben, und dadurch keinen so starken Schaden anrichten können.
Fazit: Ein krebsvorbeugender Effekt durch Vitamin C konnte trotz einleuchtendem Mechanismus bislang noch nicht hinreichend gesichert werden.

Quellen:
www.wikipedia.org

Vitamin C for preventing and treating the common cold (Review)

Harri Hemilä, Elizabeth Chalker, Bob Douglas

Cochrane Library, March 2010

A Clinical Trial of Antioxidant Vitamins to Prevent Colorectal Adenoma

E. Robert Greenberg et al

N Engl J Med (United States), Jul 21 1994, 331: 141-147